Dezember 9, 2024

Emissionen des Kohlenstoffkreislaufs

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In der Klimadiskussion wird zunehmend der sog. „CO2-Fußabdruck“ von Lebewesen, insbesondere des Menschen und von Nutztieren als Problem deklariert, bis dahin,

  • das Essen von Fleisch zu diskreditieren,
  • Nutztiere abzuschlachten (z.B. in Irland)
  • oder sogar junge Menschen davon abzuhalten, Kinder zu bekommen.

Diese Diskussion beruht auf falschen Voraussetzungen. Es wird so getan, als ob das Ausatmen von CO2 dieselbe „klimaschädliche“ Qualität hätte wie das Verbrennen von Kohle oder Erdöl.
Eine genauere Analyse des Kohlenstoffkreislaufs zeigt den Unterschied.

Der Kohlenstoffkreislauf

Alles Leben der Erde ist aus Kohlenstoffverbindungen aufgebaut.
Der Beginn der sogenannten Nahrungskette sind die Pflanzen, die mit der Photosynthese aus dem CO2 der Atmosphäre vorwiegend Kohlehydrate, teilweise auch Fette und Öle erzeugen und damit sowohl Kohlenstoff als auch Energie speichern.

Die weitere Verarbeitung dieser Kohlenstoffverbindungen teilt sich auf mehrere Zweige auf, bei denen wieder eine Umwandlung in CO2 erfolgt:

  • der unmittelbare Energieverbrauch der Pflanze, die „pflanzliche Atmung“,
  • der — überwiegend saisonale — Zerfall eines Teils oder der ganzen Pflanze, und Humusbildung,
  • der Energieversorgung von Tieren und Menschen als Nahrung. Hier findet außer der direkten Energieversorgung eine Umwandlung in Eiweiße und Fette statt, zum Teil auch in Kalk.
  • Mit der Nahrungskette werden die Eiweiße und Fette weitergereicht.
  • Im Laufe des Lebens geben Pflanzen, Tiere und Menschen einen Teil des über die Nahrung aufgenommenen Kohlenstoffs durch Atmung wieder als CO2, teilweise auch als Methan ab.
  • Mit der Verwesung der Tiere und Menschen wird das verbliebene CO2 wieder freigesetzt.
  • Der gebildete Kalk bindet das CO2 für lange Zeit. Z.B. bindet jede Eierschale 5g CO2 für sehr lange Zeit.

Menschen und Tiere sind CO2 Senken, keine Quellen

Vielfach wird gesagt, dass Menschen und Tiere über Atmung etc. Kohlenstoff als CO2 oder Methan in die Atmosphäre geben, und daher zu die Emissionen vergrößern. Um zu zeigen, dass sie zusammen mit ihrer Nahrungskette dennoch CO2-Senken sind, wollen wir den als CO2 oder Methan ausgeschiedenen Kohlenstoff zurückverfolgen.
Dieser kommt entweder direkt über den Stoffwechsel aus der aufgenommenen Nahrung, oder aus den Fettreserven des eigenen Organismus. Die Fettreserven wiederum stammen aus Nahrung, die in der Vergangenheit aufgenommen wurde.
Nun stammt alle Nahrung — mit Ausnahme von Medikamenten — aus Tieren oder Pflanzen. Tiere ernähren sich wiederum von Tieren oder Pflanzen. Am Ende der Nahrungsketten stehen in jedem Falle Pflanzen. Diese holen sich all ihren Kohlenstoff aus dem CO2 der Atmosphäre.

Das heißt, dass jedes Kohlenstoffatom, dass wir als CO2 ausatmen, je nach Länge der Nahrungskette ursprünglich und daher vorher aus dem CO2 der Atmosphäre stammt und gebundenen worden war. Daher stammt sämtliches CO2 aller Lebewesen, sei es gebunden oder ausgeatmet, letztendlich aus der Atmosphäre über die Photosynthese.
Alle Lebewesen sind temporäre Speicher des CO2. Die geschilderten Mechanismen bewirken unterschiedliche Halbwertszeiten dieser Speicherung.
Die Eingriffe des Menschen bewirken in der Regel eine Verlängerung der Speicherung und damit in der Konsequenz ein nachhaltigerer Umgang mit CO2:

  • Hauptsächlich durch Konservierung und damit Aufhalten der Fäulnisprozesse. Das bezieht sich nicht nur auf das haltbar machen von Lebensmitteln, sondern auch durch langfristige Konservierung von Holz, solange die Holzverwertung nachhaltig ist. Auf diese Weise ist das Bauen mit Holz eine langfristige Bindung von CO2.
  • Das Getreide vom letzten Jahr wird i.d.R. gelagert und erst etwa ein Jahr später zu Brot etc. weiterverarbeitet. In der Zwischenzeit sind die diesjährigen Getreidepflanzen schon wieder nachgewachsen. Damit sind die stoffwechselbedingten Emissionen von Mensch und Tier schon kompensiert, bevor sie stattfinden. Würde das Getreide ohne Verarbeitung verrotten, dann wäre es bereits im Herbst letzten Jahres wieder in CO2 zerfallen.
  • Auch die Aufzucht von Nutztieren bedeutet eine CO2-Speicherung, nicht nur in Form der langlebigen Knochen. Hierbei muss allerdings der hierbei verwendete Einsatz fossiler Energie bei der mechanisierten Landwirtschaft und bei Düngemitteln berücksichtigt werden.

Einschränkung – Düngung und Mechanisierung der Landwirtschaft

3 Faktoren führen dazu, dass bei der Erzeugung von Lebensmitteln u.U. doch mehr CO2 freigesetzt wird als in der „freien Natur“, nämlich wenn Prozesse beteiligt sind, bei denen fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen:

  • Die Verwendung von chemisch erzeugten Düngemitteln
  • die Mechanisierung der Landwirtschaft
  • die Industrialisierung der Lebensmittelerzeugung.

Aufgrund sehr unterschiedlicher Erzeugungsprozesse ist es sehr irreführend, von einem produktspezifischen CO2-Fußabdruck zu sprechen.

Um ein wichtiges Beispiel herauszugreifen: Rindfleisch wird gewöhnlich mit einem extrem hohen „CO2-Fußabdruck“ versehen. Das Rindfleisch, das von Rindern stammt, die weitgehend auf einer — ohne Mineraldünger gedüngten — Weide großgezogen werden, hat einen vernachlässigbar kleinen „CO2-Fußabdruck“, im Gegensatz zu dem, was in den üblichen Tabellen verbreitet wird. Dasselbe gilt für Wildtiere, die bei der Jagd erlegt werden. Bei Zufütterung kommt es darauf an, wieviel Einsatz an fossiler Energie für die Erzeugung der Futtermittel eingesetzt wurde.

Ein Beispiel, das die Doppelzüngigkeit der Diskussion illustriert, ist die Erzeugung von Bio-Treibstoffen. Dabei werden ganz genauso wie bei der übrigen Landwirtschaft Düngemittel und mit fossiler Energie betriebene mechanische Geräte eingesetzt. Die erzeugten Treibstoffe gelten jedoch als nachhaltig und „CO2-frei“.

Ein anderes Beispiel ist die Herstellung von Fleischersatzprodukten. Diese werden zwar auch aus Pflanzen hergestellt, jedoch mit hohem Einsatz von zusätzlicher Energie, die aktuell überwiegend aus fossilen Quellen stammt.

Abhängigkeiten

Die wichtigste Erkenntnis aus Biologie und Ökologie ist, dass es nicht in unserer Beliebigkeit ist, einzelne Elemente der sensiblen Ökologie zu entfernen, ohne dem Ganzen großen Schaden zuzufügen.
Typische Beispiele solch schädlicher Einflüsse sind:

  • Überweidung, d.h. Verödung durch Abfressen der (pflanzlichen) Lebensgrundlagen. Beispiele dafür sind weithin bekannt. Die „Überweidung“ kann auch durch „gut gemeinte“ und als positiv angenommene Eingriffe wie die „Verbesserung der Wasserqualität“ im Bodensee erfolgen, mit dem Ergebnis, dass es für Pflanzen und Tiere im Wasser nicht mehr genug Nahrung gibt.
  • Weniger bekannt ist die „Unterweidung„, insbesondere das Nicht-Beseitigen von verdorrtem Steppengras in den riesigen semiariden Gebieten der Erde. Zur Lösung dieses Problems hat Alan Savory das Konzept des „Holistic Managements“ mit großem Erfolg eingeführt. Dieses Konzept beinhaltet als wesentliche Komponente die Ausweitung der Viehzucht.
    Werden Pflanzen nicht durch „größere“ Tiere weiterverwertet, dann werden sie von Mikroorganismen verarbeitet und zerfallen in der Regel schnell wieder unter Freisetzung des gebundenen CO2, teilweise werden sie in Humus umgewandelt. Für die CO2-Konzentration der Atmosphäre ist also nichts gewonnen, wenn z.B. Rinder oder Schweine abgeschlachtet werden, um angeblich die CO2-Bilanz zu verbessern. Im Gegenteil, die Tiere verlängern die Lebensdauer der organischen kohlenstoffbindenden Substanz.

Abhängigkeit des Pflanzenwachstums vom CO2

Pflanzen gedeihen besser, je höher die CO2-Konzentration der Atmosphäre ist, insbesondere die C3-Pflanzen:

Für das Wachstum der Pflanzen war der Anstieg der CO2-Konzentration der letzten 40 Jahre ausgesprochen günstig, die Welt ist signifikant grüner geworden, mit dem Nebeneffekt der Senkenwirkung, also Aufnahme des zusätzlichen anthropogenen CO2:

Die C3-Pflanzen erreichen erst bei einer Konzentration von 800 ppm dieselbe Aufnahme von CO2 wie C4 Pflanzen. Darum werden vielen Gewächshäuser mit CO2 angereichert.

Schlußfolgerungen

Mit dem Wissen um diese Zusammenhänge ergeben sich zwingende Schlussfolgerungen:

  1. Aufgrund des Primats der Photosynthese und die Abhängigkeit allen Lebens davon ist die Gesamtheit der Lebewesen eine CO2-Senke, mittel- und langfristig kann also die CO2-Konzentration aufgrund des Einflusses der Lebewesen nur abnehmen, niemals zunehmen.
  2. Alle Lebewesen sind CO2-Speicher, mit unterschiedlichen Speicherzeiten.
  3. Es gibt mindesten 3 Formen langfristiger CO2-Bindung gibt, die zur Abnahme der CO2-Konzentration führen:
    • Kalkbildung
    • Humusbildung
    • nichtenergetische Holznutzung
  4. Der Einsatz von „technischen Hilfsmitteln“, die fossile Energie verbrauchen, muss bei den Betrachtungen getrennt werden von dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf. Man kann also nicht sagen, ein bestimmtes Lebensmittel hat einen festen „CO2-Fußabdruck“. Der hängt einzig und allein von der Produktionsweise und der Tierhaltung ab.
    Eine „faire“ Betrachtung muss hier genauso wie z.B. bei Elektrofahrzeugen annehmen, dass die technischen Hilfsmittel der Zukunft oder die Herstellung von Düngemitteln nachhaltig sind.

Dazu kommt, dass unter Berücksichtigung des Wissens, dass mehr als die Hälfte der aktuellen anthropogenen Emissionen im Laufe des Jahres wieder absorbiert werden, führt bereits eine 45% Senkung der aktuellen Emissionen zu der „Netto-Null“ Situation, wo die atmosphärische Konzentration nicht mehr zunimmt. Selbst wenn wir die weltweiten Emissionen nur wenig ändern (was angesichts der energiepolitischen Entscheidungen in China und Indien sehr wahrscheinlich ist), wird noch in diesem Jahrhundert eine Gleichgewichtskonzentration von 475 ppm erreicht, die keinen Grund zur Beunruhigung gibt.

5 Gedanken zu “Emissionen des Kohlenstoffkreislaufs

  1. Diese Seite zum Kohlenstoffkreislauf des Lebens auf der Erde liefert wertvolle Informationen und Denkanstöße. In der Tat hat die Tätigkeit von großen Pflanzenfressern im Grünland nicht nur die von Dr. Dengler beschriebene positive Wirkung im Zusammenhang mit dem „Umsatz“ des CO2. In der natürlichen Gestaltung der Habitate kommt den Groß-Herbivoren auch die sehr positive Rolle der Schaffung von Habitat-Mosaiken in ansonsten „nur“ bewaldeten Arealen zu. Was allerdings anzustreben wäre, ist aus Sicht einer ganzheitlichen Betrachtung auch die Berücksichtigung des Wasserhaushaltes (Stichwort: Überweidung führt zur möglichen Stickstoff-Anreicherung, je nach Bodenbeschaffenheit usw.

    Zum Beitrag von Jürgen Dreier, den Dr. Dengler beantwortet hat, möchte ich einen möglicherweise hilfreichen Hinweis geben: Folgt man der Treibhausgas-Argumentation im Zusammenhang mit dem Klimawandel – was hier in Vereinfachung vorausgesetzt wird – hat die Zahl der Menschen auf der Erde über das weitere „Stoffwechselverhalten“ der Menschen sehr wohl einen Einfluss auf den Anstieg der Treibhausgase, wie eine neue Studie nahelegt und belegt. Auf Einzelheiten kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden, denn je nach Situation in den betrachteten Nationen/Kollektiven/Erdteilen wirkt sich der Zuwachs an Menschenindividuen unterschiedlich stark aus.

    Quelle:
    Tamburino, L., et al. (2023):
    An Analysis of Three Decades of Increasing Carbon Emissions: The Weight of the P Factor
    Sustainability 2023, 15(4), 3245; https://doi.org/10.3390/su15043245

    Die Autoren schreiben (Übersetzt mit google): „(…) Der irreführendste Teil des vorherrschenden Narrativs betrifft die Bevölkerung. Das demografische Wachstum beschränkt sich nicht nur auf arme Länder: Die Bevölkerung wächst sowohl auf globaler Ebene als auch in allen Ländergruppen weiter, wenn auch in unterschiedlichem Tempo und aus unterschiedlichen Gründen. (…) ist das Bevölkerungswachstum ein wesentlicher Treiber des Gesamtemissionsanstiegs und auf globaler Ebene der Haupttreiber, da es direkt für 64 % des globalen Anstiegs verantwortlich ist.(…)“

    Insofern taucht nicht nur die Bevölkerungsfrage selbst, sondern auch die Frage der gerechten Verteilung auch vor dem Hintergrund des menschlichen Anteils am Anstieg der Emissionen und an der Erderwärmung auf.
     

    1. Die zitierte Arbeit von Tamburino et al. bringt eine wichtige Erkenntnis auf den Punkt:
      Die überwiegend nachhaltig lebenden armen Menschen tragen so gut wie nichts zu den anthropogenen Emissionen bei, genau wie die gesamte Weltbevölkerung bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Damit ist die Senkenwirkung der nachhaltigen Biologie anschaulich bewiesen.

      Im Umkehrschluss wird damit auch klar, dass die anthropogenen CO2-Emissionen fast ausschließlich die „Begleitmusik“ von wünschenswerter Lebensqualität, Freiheit, Bildung und Wohlstand sind. Der Zusammenhang von Energieverbrauch und Wohlstand ist eben ein eisernes Gesetz (https://klima-fakten.net/wp-content/uploads/2022/07/image-2.png). Vereinfacht gesagt, in alten Gesellschaften war der Wohlstand eines heutigen durchschnittlichen Mitteleuropäers nur für wenige durch eine Vielzahl von Sklaven und Bediensteten zu erreichen. Diese Sklavendienste werden heute durch Geräte geleistet, der Energieverbrauch ist in der Summe vergleichbar (wenn man einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 100W eines erwachsenen Menschen zugrunde legt).
      Und der Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und Umweltbelastung — sei es durch CO2-Emissionen oder durch Landverbrauch — läßt sich, wie wir schmerzhaft am Desaster der aktuellen Politik in Deutschland erleben, auch nicht durch die sogenannten Erneuerbaren Energien aufbrechen. Deswegen ist der Irrweg der Energiewende auch der direkte Weg in die fortwährende Verteuerung von Energie und damit in Armut, Krankheit, Verdummung und Unfreiheit.

      Der einzige Ausweg aus dem Dilemma ist der zügige Ersatz von fossilen Energiequellen durch sichere Kernenergie. Und die Auswirkungen der CO2-Emissionen sind, wie andere Beiträge dieses Blogs belegen (z.B. https://klima-fakten.net/?p=7746) , bei weitem nicht so dramatisch wie uns von Politik und Medien einzureden versucht wird. Wir haben also noch genug Zeit, ohne Wohlstandsverlust innerhalb der nächsten 100 Jahre die Emissionen zu begrenzen und nicht die verbleibenden Natur-Landschaften zu industrialisieren.

      1. Dieser Zusammenfassung und den Schlüssen aus der Arbeit von Tamburino et al. ist, was die Energiefrage betrifft, nichts hinzuzufügen. Wollen wir die Restnatur schonen, müssen wir für die Überbrückung der nächsten Jahrzehnte nicht auf naturfressende volatile „Erneuerbare“, sondern auf Quellen mit hohen Energiedichten setzen. An der nächsten Generation der nuklearen „Fossilen“ geht für den Erhalt der Natur offensichtlich nichts vorbei.

        Der Aspekt der Gerechtigkeit bereits in der Verteilung des Wohlstandes unter den Menschen der Erde jedoch ist noch einmal hervorzuheben. Die Erkenntnisse der Ökologie werden durch Tamburino et al. insofern ergänzt und bestätigt, dass die Tragfähigkeit unseres Planeten auch im Hinblick auf das „Wohlstandsstreben“ einer wachsenden Erdbevölkerung begrenzt ist, und die aus ethischen Gründen wünschenswerte und dringende Notwendigkeit der Hebung des Wohlstandes auch in den sogenannten Ländern des „Globalen Südens“, in den Schwellenländern und den Staaten und Kollektiven, die sich derzeit rasch entwickeln (z.B. Indien) nicht von der Populationsfrage (der „P“-Faktor) insgesamt zu trennen ist. Es ist ein ausgewachsener und permanenter Skandal, dass seit Jahrzehnten (inzwischen mehr als) eine Milliarde Menschen auf der Erde in Slum-Verhältnissen haust, und wir das als Menschheitskollektiv nicht in den Griff bekommen.

        Beziehen wir in die Herausforderung gerechten Teilens der Erde die Gerechtigkeit im Umgang mit der Natur mit ein, liegt der Fokus auf dem knappsten Gut, das wir mit den „Anderen“, also den nicht-menschlichen Lebewesen teilen müssen: Primärproduktive, nicht zugebaute Flächen. Die benötigen wir, um erstens die Menschheit zu ernähren. Aber zusätzlich schwinden zweitens durch diese Landnahme des Menschen die Flächen, die für die Natur übrig bleiben. Bildlich gesprochen: Auch Elefanten oder Tiger und die Wildpflanzen haben als Mitbewohner des Planeten nach ganzheitlicher Ethik (s.u.) ein Recht auf Sein und Leben.
        Des Dilemma des Exodus des wilden Lebens erkennen wir in ganzer Schärfe , wenn wir uns die schon eingetretenen Verhältnisse klar machen: Etwa 80 % der eisfreien Landmasse der Erde sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits „anthropogene Biome“ sogenannte „Anthrome“. Nur noch 20 % bleiben für die Wildnisse (in Deutschland übrigens sind es kaum mehr 2 %, und vom Menschen völlig unbeeinflusst sind sogar nur 0,04 % der Fläche!). Zusammen mit dem Gewicht unserer Nutztiere von 0,1 Gigatonnen übertreffen wir das Gesamtgewicht aller anderen Säugetiere der Erde bereits heute um das 20-Fache.

        Die Frage nach dem „guten Leben“ stellt sich so scharf und unerbittlich wie nie zuvor. Sie muss den P-Faktor im Blick haben. Zur Generationengerechtigkeit gehört mehr als der verengte Blick der Klima-Alarmisten auf Treibhausgase. In welcher verarmten Welt sollen unsere Nachkommen leben? Es wird klar, dass auch unserer vorherrschend Nutzen-orientierter Anthropozentrismus im Sinne einer Transzendenz und Weitung der Moralgemeinschaft hin zur ganzheitlichen Ethik überwunden werden muss.

        Quellen zum Nachlesen:

        U. Walz, C. Stein: Indicators of hemeroby for the monitoring of landscapes in Germany Journal for Nature Conservation 22 (2014) 279–289

        Ellis & Ranamkutty (2008): Putting people in the map:
        anthropogenic biomes of the world. Front Ecol Environ 2008; 6(8): 439–447

        Bar-On, Y.M. et al (2018): The biomass distribution on Earth. https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1711842115

        Epple, W. (2009): 30 Jahre Hans Jonas „Das Prinzip Verantwortung“: Zur ethischen Begründung des Naturschutzes. Osnabrücker Naturwiss. Mitteilungen 35: 121-150. https://core.ac.uk/download/pdf/14520106.pdf ; http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/year/2011/docId/20165

        https://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?page_id=2434

  2. Sehr geehrter Herr Dr. Dengler,
    die Beschreibung des Kohlenstoffkreislauf kann ich gut nachvollziehen und Sie haben das verständlich beschrieben. Die Tatsache, dass durch den Anstieg der Anzahl von Menschen und Tieren kein Kohlenstoff oder CO2 hinzukommt oder zusätzlich entsteht, möchte ich auch nicht infrage stellen. Trotzdem finde ich wichtig, dass die steigende Anzahl von Menschen und Tieren Auswirkungen auf den CO2 Anteil in der Atmosphäre hat. Ich möchte das kurz erklären.
    Wenn die Klimadaten betrachtet werden, so wird meist der Startpunkt bei dem Beginn der Industrialisierung gewählt, also um 1800 n. Chr. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Anzahl der Menschen ca. 1 Mrd. Aktuell leben ca. 8 Mrd Menschen auf der Erde. Somit haben wir die 8-fache Anzahl. Die gestiegene Anzahl hat auch mehr Tiere zur Folge, die für die Ernährung (Fleisch, Milchprodukte, Eier usw.) gehalten werden. Alle Menschen und Tiere nehmen Kohlenstoff auf und geben CO2 bei der Atmung ab und erzeugen CO2 und Methan bei der Ausscheidung. Die Menge an Kohlenstoff ist zwar nun nicht absolut mehr geworden, aber die Menge an Kohlenstoff, die sich im Umlauf befindet ist dadurch doch enorm angestiegen. Somit befindet sich auch eine deutlich höhere Menge an CO2 in der Atmosphäre, als Teil des Kreislauf. Wenn also das CO2 in der Atmosphäre eine Auswirkung auf das Klima hat, dann kann doch der Umstand der erhöhten Umlaufmenge nicht unberücksichtigt bleiben. Müsste also der Anstieg des gemessenen CO2 in der Atmosphäre nicht auch auf diese Ursache zurückgeführt werden?

    1. „Alle Menschen und Tiere nehmen Kohlenstoff auf und geben CO2 bei der Atmung ab und erzeugen CO2 und Methan bei der Ausscheidung.“ ist der Schlüsselsatz dieses Arguments. Die entscheidende Frage ist, wo der aufgenommene Kohlenstoff herkommt. Wenn wir von Medikamenten absehen, die überwiegend aus fossilen Kohlenstoffquellen (Kohle, Öl, Gas) hergestellt werden, sind ansonsten sämtliche Nahrungsquellen für Mensch und Tier entweder direkt oder über die Nahrungskette pflanzlichen Ursprungs. Damit kommt jedes Kohlenstoffatom unseres Stoffwechsels via Photosynthese aus der Atmosphäre. Alle Pflanzen, Tiere und Menschen stellen demnach Speicher für atmosphärischen Kohlenstoff dar. Je mehr es davon gibt, desto größer ist die gebundene Menge des atmosphärischen CO2. Ein Teil ist in Form von Kalk für immer gebunden (jede Eierschale bindet 5g CO2). Entscheidend ist die ökologisch wichtige Rückwirkung von Tieren auf Pflanzen. Bei ökologisch kluger Tierhaltung („Holistic Management“ als Imitation der „wilden Natur“) trägt insbesondere Weidevieh zu einer massiven Begrünung und Verbesserung der Bindung des atmosphärischen CO2 bei: Anstatt schneller Verrottung von Steppengras wird beispielsweise durch das Weidevieh der Bestand von Grünpflanzen dramatisch verbessert (https://klima-fakten.net/?page_id=415#Block_Holistic). 2 Faktoren tragen zu der massiven Begrünung der Erde während der letzten 40 Jahre bei: Die gestiegene CO2-Konzentration („CO2-Düngung“) und die Intensivierung der Landwirtschaft, z.B. in Indien (https://www.nature.com/articles/s41893-019-0220-7). Dass diese Begrünung eine mit der CO2-Konzentration wachsende Senkenwirkung hat, ist erwiesen (https://klima-fakten.net/?page_id=7683).

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