Dr. rer. nat. habil Joachim Dengler
Email: joachim.dengler@gmail.com
An den
Stadtrat und Bürgermeister
69151 Neckargemünd
überarbeitete Version vom 13.11.2023
Windkraftprojekt Lammerskopf — Offener Brief an den Stadtrat und Bürgermeister
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Bürger dieser Stadt habe ich von den Plänen vernommen, dass die Stadt Neckargemünd sich aktiv an dem geplanten Windpark Lammerskopf beteiligen will, indem sie eine beträchtliche Waldfläche auf dem Felsenberg zur Pacht zur Verfügung stellen will.
Wie ich aus der Zeitung und Gesprächen entnehme, ist eines der Hauptmotive des Neckargemünder Stadtrats, daraus beträchtliche Einnahmen für die Stadt zu generieren. Von 200.000,- — 250.000,- € ist die Rede, wobei noch nicht so klar ist, ob das für ein einzelnes Windkraftwerk oder den gesamten Neckargemünder Anteil am Projekt sein soll. Offenbar gibt es kaum öffentliche verlässliche Informationen über das geplante Projekt.
Es gibt schwerwiegende Bedenken gegen dieses Windkraftprojekt und
ich erhebe Einspruch
gegen die Weiterverfolgung des Projektes.
Sehr viele Bürger haben mir berichtet, dass Sie offenbar blind und taub sind gegenüber den bereits vielfach vorgebrachten Einwänden, deren Anliegen es ist, die wenigen restlichen wenig berührten Erholungs- und Natur(schutz)gebiete, ihre Flora und Fauna vor der zerstörerischen Bemächtigung durch Industrialisierung zu schützen.[1] Außerdem wurde mir zugetragen, dass Sie bislang so gut wie keine Informationen zu dem geplanten Projekt herausgegeben haben.
Deswegen möchte ich Sie heute mit fachlichen Fragestellungen konfrontieren, die zum einen den Schleier der Geheimnistuerei lüften, zum anderen belegte Tatsachen vor Augen führen, die Sie möglicherweise bisher nicht bedacht haben.
Für die im folgenden vorgetragenen Bedenken und Berechnungen gegen dieses Projekt im Allgemeinen und die Neckargemünder Beteiligung im Besonderen ist die exakte geplante Größe des Windparks unerheblich. Die präsentierten Berechnungen beziehen sich auf eine einzige Windkraftanlage mit 7 MW installierter Leistung. Die fachlichen Ergebnisse werden nach tatsächlicher installierter Leistung bzw. der Zahl der Windräder angepasst. Eine genauere Berechnung erfordert folgende mir bisher nicht vorliegenden Informationen:
- Die technischen Daten der ausgewählten Windkraftanlagen
- Die im Prinzip vorliegenden, aber bislang der Öffentlichkeit verheimlichten Ertragsdaten des Windparks am Greiner Eck, der sich in etwa 5 km Entfernung befindet.
Zusammenfassung der Einspruchsgründe
Alle folgenden Kapitel mit detaillierten Begründungen fasse ich zunächst in kurzen Thesen zusammen. Jede These entspricht den Ausführungen in einem der folgenden Kapitel
- Aus einer Windkraftanlage mit 7 MW Nennleistung im Odenwald können maximal 93.022 € Pacht pro Jahr erwartet werden.
- Die Modellrechnung des für regenerative Energien renommierten Professors Volker Quaschning ergibt, dass aufgrund der lokalen Windverhältnisse die Stromgestehungskosten die maximal erreichbaren Einnahmen des Betreibers voraussichtlich übersteigen.
- Aufgrund der deswegen absehbaren Insolvenz des Betreibers muss die Stadt Neckargemünd damit rechnen, die Kosten für den Rückbau der Anlage am Ende der Laufzeit übernehmen zu müssen. Diese übersteigen voraussichtlich die Pachteinnahmen.
- Aufgrund der schlechten Zugänglichkeit und Beschaffenheit des Geländes ist mit einem deutlich höheren Flächenverbrauch als die in der Literatur veranschlagten 0,8 ha pro WEA zu rechnen. Erschwerend kommt dazu, dass es sich bei einem Teil des beanspruchten Geländes offenbar um ein FFH-Schutzgebiet handelt. Dieser Raubbau kann unter keinen Umständen von Bürgern hingenommen werden.
- Das Verbot der EU bezüglich der Verwendung von PFAS Materialien stellt das ganze Projekt darüber hinaus grundsätzlich in Frage, da in der WKA an mehreren kritischen Stellen PFAS zum Einsatz kommen.
- Aufgrund verheerender Verstärkungseffekte werden Windkraftanlagen zu grausamen tödlichen Fallen für Insekten, kleine und große Vögel — in weit größerem Ausmaß, als dies aufgrund von Zufallskollisionen zu erwarten ist.
1. Realistische Ertrags- und Pachtberechnung
Grundlage künftiger Pachteinnahmen ist der tatsächlich zu erwartende Jahresertrag der Windkraftanlage.
Dafür ist die Zahl der sog. Volllaststunden entscheidend.
Eine realistische Abschätzung der zu erwartenden Volllaststunden kann – mangels exakter Langzeitmessungen vor Ort – aus den durchschnittlichen Volllaststunden der bereits in Baden Württemberg installierten Windkraftanlagen vorgenommen werden.
Aus der Schrift „Erneuerbare Energien in Baden Württemberg 2022“, herausgegeben vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft[2] ist folgende Tabelle entnommen:
Demnach sind in ganz Baden-Württemberg im Jahre 2022 aus Windkraft 2974 GWh bei 1,713 GW (=1713 MW) installierter Leistung erzeugt worden.
Das sind 1736 Volllaststunden (= 2972GWh/1,713GW).
Im Jahre 2021 waren es 1575 Volllaststunden. Die Zahl der Volllaststunden schwankt zwischen etwa 1000 und 1900, wie man aus den Zahlen der 4. und 5. Tabellenspalte der letzten 22 Jahre leicht überprüfen kann. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass in der Vergangenheit bereits die aussichtsreichsten verfügbaren Standorte gewählt wurden. Optimistischerweise kann also realistisch von 1600 Volllaststunden im langjährigen Mittel ausgegangen werden.
Aus den Informationen der Stadt Heidelberg über das Windkraftprojekt geht hervor, dass Windräder mit 7 MW Nennleistung zum Einsatz kommen sollen. Die Stadt behauptet, damit einen mittleren Jahresertrag von 14.000 MWh erzeugen zu wollen. Das wären allerdings 2000 Volllaststunden, deutlich mehr, als aus den obigen Überlegungen realistischerweise zu erwarten ist. Ob die 2000 Volllaststunden einer Überprüfung standhalten, ist zu bezweifeln, wir wollen sie trotzdem den folgenden Berechnungen zugrunde legen, in dem Wissen, dass alle daraus abgeleiteten Ergebnisse ggf. um 20% nach unten korrigiert werden müssen.
Bei 7 MW installierter Leistung und angenommenen 2000 Volllaststunden wird also von einem Jahresertrag i.H.v. 7 MW*2.000 h = 14.000 MWh = 14 GWh ausgegangen.
Die maximale Garantie-Vergütung dafür wird von der Bundesnetzagentur vorgegeben. Bei der maximal möglichen Vergütung von 7,35 ct/kWh ergeben sich für den Betreiber jährliche Einnahmen i.H.v. 14.000.000 kWh* 0,0735 €/kWh = 1.029.000 €.
Daraus errechnet sich die Pacht für die Stadt Neckargemünd: i.d.R. sind es 8%, also ergibt sich pro 7 MW Windrad eine Pacht i.H.v. 1.029.000*0,08 = 82.320 € im Jahr. Rechnet man den (weiter unten berechneten) Korrekturfaktor 1,12 des Referenzertragsmodells noch dazu, ergeben sich 93.022 € als maximal mögliche Pachteinnahmen pro Jahr .
Da es sich um einen sogenannten Bürgerwindpark[4] handelt, werden die umworbenen Investoren wenig Verständnis dafür haben, wenn die Stadt Neckargemünd z.B. 12% der Betreibereinnahmen als Pacht verlangen würde. Das würde von den potentiellen Investoren wohl als halsabschneiderisch empfunden werden. Die 8% sind also realistisch gerechnet.
Leider stammen aus vermeintlich seriösen Quellen höchst unseriöse Falschinformationen, wie z.B. in einem Artikel des Staatsanzeiger „Wie Kommunen finanziell von der Windkraft profitieren können“[5], wo aufgrund einer völlig unrealistischen Volllaststundenzahl von über 6.000 Stunden (37.000 MWh Jahresertrag aus 6 MW installierter Leistung) eine absurde Milchmädchenrechnung aufgemacht wird, um kommunalen Entscheidern den Floh ins Ohr zu setzen, sie könnten mit 6 MW installierter Leistung 200.000 € im Jahr an Pacht einnehmen.
2. Modellrechnung
Der Berliner Professor für regenerative Energiesysteme Volker Quaschning ermöglicht mit einer Webseite, sich auf einfache Weise ein vorläufiges Bild zu machen über den Windertrag und die Stromgestehungskosten einer Windkraftanlage[6]. Da nicht bekannt ist, welcher Anlagentyp am Lammerskopf geplant ist, habe ich die Eigenschaften der am ehesten für Schwachwindgebiete geeignete 3 MW Enercon-Anlage zur Modellrechnung verwendet, und diese dann mit Hilfe der Anlagenzahl auf 7 MW hochgerechnet. Diese Rechnung ist allerdings zu optimistisch. Bei größeren Anlagen als 3 MW sinkt bei gleicher Windstärke die Zahl der Volllaststunden. Die 2000 Volllaststunden einer 3 MW Anlage bei Windstärke 5,4 m/s reduzieren sich auf 1722 Volllaststunden bei einer 4,2 MW Anlage und auf 1107 Volllaststunden bei einer 7,5 MW Anlage.
Genauere Berechnungen erfordern genauere Kenntnis der künftig verwendeten Anlage.
Mit der mittleren Windgeschwindingkeit 5,4 m/s, die etwa den angenommenen 2000 Volllaststunden in Neckargemünd entspricht, werden Ertrag und Stromgestehungskosten berechnet. Außer der Windgeschwindigkeit sind alle anderen Formulareingaben den Beispiel-Vorgaben von Prof. Quaschning entnommen, insbesondere die Annahme über die Investitionskosten i.H.v. 1200 €/kW:
Bemerkenswert ist, dass die unter der optimistischen Voraussetzung von 2000 Volllaststunden Stromgestehungskosten mit 7,91 ct/kWh über den maximal erzielbaren Einnahmen von 7,35 ct/kWh liegen, der aktuellen Obergrenze der Bundesnetzagentur.
Zu den Merkwürdigkeiten der Energiewende gehört es, windarme Gebiete dadurch zu bevorzugen, dass dort die Windstromerzeugung höher bewertet und vergütet wird. Dieses Vorgehen wird „Referenzertragsmodell“ genannt. Dabei ist die Referenz-Windstärke 6,45 m/s. Demnach ist bei den angenommenen 5,4 m/s Windstärke der Gütefaktor 84%, und die finale Vergütung ist dann 7,35 ct/kWh * 1,12 = 8,23 ct/kWh. Die angenommene Pacht erhöht allerdings die Stromgestehungskosten um etwa 0,7 ct/kWh, sodass — ohne die Rückbaukosten — mit 8,6 ct/kWh an realen Kosten zu rechnen ist.
Ich frage mich, welcher Investor unter diesen Umständen in ein solches Projekt Geld einbezahlt, wenn ihm diese Zahlen vorgelegt werden?
3. Offene Fragen
Leider sind die Dinge etwas komplexer als bisher dargestellt. Daraus ergeben sich verschieden offene Fragen.
- Avisierte profitable Einnahmen aus Übergewinnen
Nicht erwähnt hatte ich, dass ein Betreiber einer Windkraftanlage jeden Monat neu entscheiden kann, ob der den oben beschriebenen garantierten Erlös wählt, oder ob er den Strom auf dem freien Markt verkauft.
Während der aktuellen Strommangellage in Kombination mit der sog. „Merit Order“ bei der Ermittlung des Stromerlöses gibt es horrende Gewinne für alle Stromerzeuger, weil die Preise an der Strombörse häufig von den teuren LNG-Gaskraftwerken bestimmt werden. Darüber hinaus sind die Gewinne bei Bürgergenossenschaften im Gegensatz zu anderen kommerziellen Stromerzeugern nicht gedeckelt. Demnach scheint die obige Rechnung eine irrelevanten Scheinrechnung zu sein. Das ist zum heutigen Tage so.
Jedoch können sich politische Verhältnisse in diesen Zeiten sehr schnelle ändern. Insbesondere gibt es intensive Bemühungen, in die von planwirtschaftlichen Gängelungen verkrüppelte Stromwirtschaft wieder marktwirtschaftliche Steuerungsmechanismen einzuführen. Einer davon ist der von der Monopolkommission kürzlich vorgeschlagene Kapazitätsmarkt, der die aktuellen exzessiven Gewinne auf Kosten der Endverbraucher signifikant dämpfen würde.
Jedenfalls kann sich ein potentieller heutiger Investor höchstwahrscheinlich darauf verlassen, dass es die heutigen Gewinne zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Anlage auf dem Lammerskopf nicht mehr geben wird. - Genauer Typ der Windkraftanlage
Für die Frage der tatsächlich erzielbaren Leistung bzw. Volllaststunden ist der genaue Typ der Windkraftanlage entscheidend. Die einzige Information, die zur Verfügung steht, ist die Aussage der Heidelberger Webseite, dass man sich an der — uns Bürgern unbekannten — Leistung der Anlage am Greiner Eck orientiert und dass man von 2000 Volllaststunden ausgeht.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Anlage, eine Enercon E-115, am Greiner Eck tatsächlich mit 2000 Volllaststunden betrieben wird (was angesichts der Windverhältnisse zweifelhaft ist, bedeutet das (siehe oben), dass die mittlere Windgeschwindigkeit 5,4 m/s beträgt. Nun liegen der obigen Modellrechnung die idealisierte Annahme zugrunde, dass eine 7 MW Anlage die gleiche auf schwachen Wind optimierte Leistungskennlinie hat. Das ist aber bei den realen WKA nicht der Fall.
Bei dem oben verwendeten Simulator liegen z.B. die Leistungskurven der 4,2 MW Anlage und der 7,5 MW Anlage von Enercon vor. Demnach erreicht die Enercon Anlage E-126 mit 4,2 MW bei gleichen Windverhältnissen nur noch 1722 Volllaststunden und die E-126 mit 7,5 MW nur noch 1107 Volllaststunden.
Ob das die Planer berücksichtigt haben? - Ausbau des Stromnetzes im Neckartal notwendig
Das aktuell existierende Stromnetz erlaubt maximal ein einziges Windrad mit 7 MW Nennleistung. Für einen Windpark, wie er am Lammerskopf geplant ist, müßte von Heidelberg oder sogar von Mannheim aus eine zusätzliche 110 kV Leitung in das Neckartal gebaut werden, mit allen Problemen, die das für den Natur- und Landschaftsschutz nach sich zieht. Und es stellt sich die Frage, wer dafür die Kosten trägt. Im Zweifelsfall sind es die Bürger, die die Zeche in Form von gestiegenen Endverbrauchs-Stromkosten oder Steuern bezahlen.
4. Risiken beim gesetzlich vorgeschriebenen Rückbau
Um Investoren (Bürger) nicht zu sehr zu verschrecken, werden die gesetzlich vorgeschriebenen Rückstellungen des Betreibers für den Rückbau am Ende der Laufzeit gerne kleingerechnet, indem z.B. für die Rückbaukosten nur 30.000 € pro MW installierter Leistung veranschlagt werden[7]. Für diesen Betrag werden vom Betreiber Rückstellungen erwartet.
Dabei gibt es klar formulierte, sehr umfangreiche Verpflichtungen vom Umweltbundesamt.[8]
Demnach fallen mindestens 60.000 € pro MW installierter Leistung an[9]. Aufgrund der unzugänglichen Lage und der besonders großen Waldfläche beim konkreten Projekt auf dem Neckargemünder Felsenberg ist sogar voraussichtlich mit 80.000 € pro MW installierter Leistung zu rechnen (allein der notwendige Kran kostet 90.000,- Miete).
Demzufolge errechnet sich für den Rückbau nach Ende der Laufzeit für 7 MW installierte Leistung
7*80.000€ = 560.000 € nach heutigen Preisen.
Die früheren Hochrechnungen der Rückbaukosten beruhen auf Inflationsraten von 2%[10], seit 2022 müssen wir jedoch von einer Inflationsrate i.H.v. mindestens 5% ausgehen. Demzufolge muss bei einer Laufzeit von 20 Jahren (Inflationsfaktor 2,65, aufgrund jährlicher Steigerung um 5%) mit einem Gesamtbetrag für den Rückbau i.H.v. 2,65*560.000 € = 1.484.000 € gerechnet werden. Das ist fast so viel wie die oben errechnete Pacht in 20 Jahren.
Nicht übersehen werden darf: Eine erschreckende Zahl von Herstellern von Windkrafttechnologie hat bereits Insolvenz angemeldet, z.B. Senvion[11], ebensso der Rotorblatthersteller Nordex[12]. Siemens Gamesa schreibt tiefrote Zahlen[13]. Auch Betreibergesellschaften wie die Prokon Genossenschaft[14] gerieten ins Trudeln und in die Insolvenz, ebenso erst vor kurzem die Planungsfirma „Green City eG“, die im Ebersberger Forst eine Anlage ähnlicher Größenordnung wie die auf dem Lammerskopf plante, ist insolvent[15]. Insbesondere sind Betreiberfirmen von der aktuellen Pleitewelle betroffen[16]
Angesichts dieser großen Zahl von Pleiten in der Windbranche müssen Sie als Verpächter realistischerweise das Risiko bedenken, dass nach z.B. 10 Jahren die Betreibergesellschaft Insolvenz anmeldet, Sie danach nicht nur keine Pacht mehr bekommen, sondern am Ende auch noch den Rückbau und die Aufforstung aus der Stadtkasse bezahlen müssen. Das ist mehr als Sie an Pacht eingenommen haben werden.
5. Unverhältnismäßiger Flächenverbrauch
Um Windkraftprojekte dem Bürger schmackhaft zu machen, wird gewöhnlich behauptet, dass für die Windkraftanlage die Natur nur minimal geschädigt würde. Während der Bauzeit würden etwa 1 ha Waldfläche pro WEA abgeholzt, später während des Betriebs würden nur 0,5 ha beansprucht.[17]
Angesichts der Topographie des Lammerskopfs und des Felsenbergs sowie aus Erfahrungen anderer Windenergieprojekte, z.B. im Schwarzwald, ist zu erwarten, dass deutlich mehr als diese Waldfläche pro WEA verbraucht werden wird, zumal sich die Zuwegung teilweise in steilem Gelände befindet, oder bei dem es sich teilweise um FFH-Schutzgebiet handelt.
Das steht in keinem Verhältnis zu dem Anspruch, naturverträglich zu sein. Eine Naturzerstörung ungeheuren Ausmaßes, die von uns Bürgern nicht hingenommen wird.
Die Beanspruchung von FFH-Schutzgebiet ist ein klarer Beleg, dass die Windkraftindustrie in Allianz mit der Politik Schutzgebietsflächen und wertvolle Naturareale entgegen eigener Darstellung nicht verschont!
Wie das jüngst getroffene Urteil des VGH Kassel im Zusammenhang mit dem Reinhardswald zeigt, wird voraussichtlich die Verwüstung von FFH-Gebieten — selbst nur für Zuwegung — auch beim Lammerskopf und Felsenberg einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhalten.[18]
6. EU Vorgaben und PFAS Verbot
Das Umweltbundesamt hat zusammen mit Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Norwegen einen Vorschlag zur EU-weiten Beschränkung von PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht. Dieser wurde nun veröffentlicht. In Zukunft sollen – mit Ausnahmen – die Herstellung, Verwendung und das Inverkehrbringen aller PFAS beschränkt werden.[19]
Dies betrifft insbesondere die Bestandteile von Windkraftanlagen[20]. Ohne PFAS-Bestandteile ist die Herstellung der Rotorflügel nicht möglich.
Aufgrund des Abriebs beim Betrieb verteilen sich die Chemikalien in der Luft und im Boden.
Vor Baubeginn muss eine Bescheinigung des Umweltbundesamtes vorliegen, dass sämtliche Bestandteile der Windkraftanlage in Bezug auf die EU Richtlinie unbedenklich sind.
7. Warum Windkraftanlagen so verheerend für Vögel sind
Es werden durch Windkraftanlagen ein Vielfaches mehr Vögel getötet als es den erwarteten Zufallskollisionen entspricht. Dafür gibt es einen besonderen Grund:[21]
Anhand von Beobachtungen und Modellrechnungen haben deutsche Forscher errechnet, dass jede Windkraftanlage etwa 12.000 Insekten pro Tag tötet, was allein in Deutschland etwa 1.200 Tonnen toter Insekten pro Jahr entspricht. Und für jedes getötete Insekt werden vielleicht zehn Insekten verletzt oder sind benommen.
Auf der Rückseite des Rotors herrscht ein Beinahe-Vakuum. Allein der plötzliche Übergang von normalem Druck zu Beinahe-Vakuum kann eine Vielzahl von Verletzungen verursachen, darunter das Platzen der Lungen bei Fledermäusen und Vögeln.
Mit den Insekten beginnt ein Teufelskreis. Die Turbine wirkt wie ein riesiger Insektenzerkleinerer. Sie zertrümmert Insekten an den Vorderkanten der Rotorsschaufeln, genau wie jene zertrümmerten Insekten, die jeder Fahrer auf der Windschutzscheibe bei der Autobahnfahrt sieht. Die Turbine verletzt die Insekten gleich doppelt: sowohl durch Turbulenzen als auch durch Druckveränderungen. Und sie schleudert ständig und unsichtbar hunderte von toten und verletzten Insekten und jede Menge stinkenden Insektensaft von den zerquetschten Insekten in die Umgebung.
Was natürlich als erstes passiert, ist, dass der Geruch der toten und verletzten Insekten viele weitere Insekten anlockt. Denn viele Insekten sind Aasfresser, und so kommen immer mehr Insekten, um sich von den toten Insekten zu ernähren. Zusätzlich zu den getöteten und verletzten Insekten gibt es also noch all die anderen lebenden Insekten, die sich von ihnen ernähren und zwischen den Mahlzeiten herumfliegen.
Es ist bekannt, dass Frösche Fliegen fressen, „bevor sie den Boden erreichen“. Als Nächstes werden zahlreiche Fledermäuse und insektenfressende Vögel von dem Geruch tausender toter und verletzter Insekten angelockt. Sie tun ihr Bestes, um die toten und verletzten Insekten zu fressen, bevor sie den Boden erreichen.
Und wenn man eine große Anzahl von Fledermäusen und insektenfressenden Vögeln auf der Jagd nach Insektenbeute mit Turbinenschaufelspitzen kombiniert, die 370 km/h schnell sind, ist das Ergebnis unvermeidlich: eine große Anzahl toter und verletzter Fledermäuse und Vögel.
Wo es wiederum so viele tote und verletzte Fledermäuse und Vögel gibt, werden natürlich auch viele große Raub- und Aasfresser wie Eulen, Bussarde, Geier, Falken, Adler, Milane, Buteos, Greifvögel und Rohrweihen angelockt. Sie kommen, um die lebenden, verletzten oder toten Vögel und Fledermäuse zu fressen, die gekommen sind, um die lebenden, verletzten oder toten Insekten zu fressen … und natürlich, da diese großen Raubtiere auch auf der Jagd sind und ihre Umgebung nicht wahrnehmen, erleiden diese Greifvögel das gleiche Schicksal wie die kleineren Vögel, die Fledermäuse und die Millionen von Insekten, sobald sie unweigerlich in die hochtourigen Turbinenblätter geraten.
All dies erklärt, warum Vögel in Windkraftanlagen zu Mittag essen. Und solange die Turbine funktioniert, wird sie unweigerlich Insekten, Vögel und noch größere Vögel anziehen. Und sie dann zerhacken. Das ist unaufhaltsam und wird überaus konkret von dem Biologen Dr. Wolfgang Epple beschrieben und illustriert.[22] Dieser Teufelskreis führt zu dem Schluss, dass wir gegen die Windkraft sein müssen.
Schlussfolgerungen
Aus den oben genannten Gründen werden Sie mit Aufrechterhaltung des Beschlusses zur Beteiligung an dem Windpark Lammerskopf der Stadt Neckargemünd auf vielfältige Weise Schaden zufügen, finanziell und in Form der unnötigen und unsinnigen Zerstörung wertvoller Natur-Landschaft.
Darauf muss ich Sie aufmerksam machen, weil Sie mit diesem Wissen zur Rechenschaft gezogen werden. Ihre Aufgabe ist, das Wohl der Stadt zu mehren, und Schaden fernzuhalten.
Für den Fall, dass jemand von Ihnen einwenden möchte, dass das Errichten von Windkraftanlagen alternativlos sei, dann muss ich darauf hinweisen, dass das erst in diesem April abgeschaltete und jederzeit aktivierbare letzte Kernkraftwerk Baden- Württembergs mehr als 3 mal so viel Strom lieferte wie alle Windkraftanlagen Baden-Württembergs zusammen: 1,4 GW* 8000 Std. = 11.200 GWh pro Jahr.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Joachim Dengler
[1] https://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?page_id=4447
[2] https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/Erneuerbare-Energien-2022-erste-Abschaetzung-barrierefrei.pdf
[3] https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/20221227_Hoechstwerte.html
[4] https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Heidelberger-Lammerskopf-Regionales-Bieterkonsortium-erhaelt-Windpark-Pachtzusage-_arid,1206581.html
[5] https://www.staatsanzeiger.de/nachrichten/energie-und-umwelt/wie-kommunen-finanziell-von-der-windkraft-profitieren-koennen/
[6] https://www.volker-quaschning.de/software/windertrag/index.php
[7] https://www.bauernzeitung.de/agrarpraxis/landtechnik/windenergieanlagen-kosten-rueckbau/
[8] https://www.agrarheute.com/sites/agrarheute.com/files/2019-12/2019_10_09_texte_117-2019_uba_weacycle_mit_summary_and_abstract_170719_final_v4_pdfua_0.pdf
[9] https://www.wiwo.de/technologie/green/nicht-nur-gruen-im-zweiten-leben-kritik-am-recycling-von-windparks-/19866326.html
[10] https://www.agrarheute.com/sites/agrarheute.com/files/2019-12/2019_10_09_texte_117-2019_uba_weacycle_mit_summary_and_abstract_170719_final_v4_pdfua_0.pdf
[11] https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/china-lauert-auf-markteintritt-windkraftbranche-aufgepasst-die-senvion-pleite-ist-erst-der-anfang/24200716.html
[12] https://www.kreiszeitung.de/politik/windkraft-energiewende-pleitewelle-china-buerokratie-vestas-nordex-insolvenz-pleite-usa-zr-92486066.html
[13] https://www.golem.de/news/siemens-energy-qualitaetsprobleme-bei-gamesa-sorgt-fuer-milliarden-verlust-2308-176499.html
[14] https://www.klimareporter.de/finanzen-wirtschaft/nicht-alles-ist-gold-was-gruen-glaenzt#:~:text=Die%20Pleite%20des%20Windunternehmens%20Prokon,Konzern%20%C3%BCberraschend%20Insolvenz%20anmelden%20musste.
[15] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/ebersberger-forst-windpark-green-city-insolvenz-1.5514150
[16] https://ben-kurier.de/2022/09/28/keine-insolvenzwelle-erwartet-herr-habeck-betriebe-im-rhein-lahn-kreis-stehen-vor-grossen-herausforderungen/
[17] https://www.enbw.com/unternehmen/eco-journal/wind-im-wald.html
[18] https://naturschutz-initiative.de/neuigkeiten/1633-11-10-2023-reinhardswald-zuwegung-fuer-wea-darf-weiterhin-nicht-gebaut-werden
[19] https://www.umweltbundesamt.de/themen/pfas-sollen-eu-weit-beschraenkt-werden
[20] https://www.windkraft-journal.de/2023/08/03/kein-windrad-kein-energiespeicher-kein-e-auto-keine-halbleiter/190756
[21] https://wattsupwiththat.com/2019/08/21/explaining-wind-turbine-lethality/
[22] https://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?page_id=518
Windkraftprojekt Lammerskopf — Offener Brief an Bürgermeister Volk und den Stadtrat
Sehr geehrte Damen und Herren,
Während Neckargemünd im Gleichschritt mit der grün-schwarzen Landesregierung weiterhin am Windkraftprojekt im Naturschutzgebiet Lammerskopf festhält und Baden Württemberg mit Windkrafträdern zubetoniert und verschandelt werden soll, ist in Frankreich ein bahnbrechendes Urteil ergangen.
Windräder in Frankreich nicht mehr genehmigt – auch rückwirkend (tichyseinblick.de)
Windkraft in der Krise: Französisches Gericht kippt Genehmigungen (blackout-news.de)
Frankreich, ein Land mit einer erheblich geringen Bevölkerungsdichte als Deutschland, trägt nach guter demokratischer Gepflogenheit den Bedenken der Bevölkerung Rechnung, während in Deutschland mit Brachialgewalt einer grünen Ideologie gehuldigt wird. Naturschutz und Einwände der Bürger, selbst des BUND, haben in Deutschland hintenan stehen, weil diejenigen, die gerade die Regierungsgewalt innehaben, meinen es besser zu wissen. Ein roter Faden, der sich von Berlin über Stuttgart bis auch nach Neckargemünd zieht. Wohin soll diese Politik der Verachtung des Souveräns noch führen?
Am 13.11.2023 haben Bürgermeister Volk und die Fraktionen des Stadtrats per Einschreiben von Herrn Dr. rer. nat. habil Joachim Dengler diesen offenen Brief zum Thema Lammerskopf erhalten, seitdem steht er für jedermann ersichtlich im Netz:
Windkraftprojekt Lammerskopf — Offener Brief an den Stadtrat und Bürgermeister Neckargemünd – Klima-Fakten
Geantwortet haben weder BM Volk noch die Parteien. Diese Ignoranz gegenüber Bürgerbedenken sagt viel aus über das demokratische Verständnis der Neckargemünder Verwaltung und macht mich fassungslos. Aber ich habe es ja am eigenen Leibe erlebt, mit welcher Chuzpe Herr Rehberger bei Bürgerfragerunden mit den Fragestellern umgeht, somit ist das weder neu noch überraschend für mich. Die Musik wird allerdings in Berlin und den Ländern gemacht, in den Kommunen hallt dann das Echo nach.
Die französische Revolution hat die Franzosen gelehrt, sich für ihre Rechte einzusetzen, manchmal auch mit Brachialgewalt. In Deutschland wird noch jede Art der Auflehnung gegen Entscheidungen der Regierenden als Majestätsbeleidigung verurteilt. Dass das nicht immer so sein muss, haben die letzten Monate gezeigt und ich kann nur hoffen, dass immer mehr Menschen für ihre Anliegen auf die Straße gehen, auch wenn sie nicht von der Regierung dazu animiert werden.
Peter Treibel
Der „Windkraftpark“ Lammerskopf hoch über meiner Heimatstadt Neckargemünd lässt grüßen . Man stelle sich solche Ereignisse mitten in einem dicht bewaldeten Naturschutzgebiet vor. Grüne Landesregierungen und verantwortungslose Lokalpolitiker schrecken vor nichts mehr zurück.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Windkraftanlage-in-Brake-faengt-Feuer-Loeschen-nicht-moeglich,aktuelloldenburg14642.html
Sehr geehrter Herr Dr. Dengler,
die Tatsache, dass Sie keinerlei Reaktionen seitens Verwaltung und Stadtrat der Stadt Neckargemünd erhalten haben, ist eine Bankrotterklärung der handelnden Personen. Es ist mir schleierhaft, mit welchem Demokratieverständnis diese Leute sich anmaßen, die Geschicke einer Stadt zu lenken.
Wilfried Münster aus Heidelberg hat zwei sehenswerte Videos mit wichtigen Details der Diskussion um den Lammerskopf veröffentlicht:
https://youtu.be/rZNWamS43rM?si=LFdwCu9CoiS9JXiP
https://www.youtube.com/watch?v=v7BqDplhMgg
Erstaunlicherweise finden sich bei Wikipedia eine kritische Stellungnahme gegenüber Bürgerwindparks:
„Der wirtschaftliche Erfolg der Bürgerwindparks ist umstritten. Nicht repräsentative Auswertungen durch den Vorstand des Anlegerbeirats des Bundesverbands Windenergie (BWE), Werner Daldorf, zeigen, dass ein Großteil der Gesellschaften die prognostizierten Ausschüttungen nicht erwirtschaftet hat.“
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerwindpark#Kritische_Beurteilung_von_B%C3%BCrgerwindparks
Danke für diese außerordentlich fundierte und hervorragende Dokumentation mit vielen Querverweisen. Was mir noch gefehlt hat, ist ein Verweis auf die unerforschten Auswirkungen der durch die Rotoren veränderten Luftströme auf Niederschläge und Klima.
Ich bin vor einer Woche von Stettin kommend über Berlin nach BW gefahren. Der Horizont links und rechts der Autobahn in den neuen Bundesländern, insbesondere in Sachsen-Anhalt und Thüringen war teilweise gespickt von überwiegend stillstehenden Windkraftanlagen. Diesen schrecklichen Anblick und die von Herrn Dr. Dengler geschilderten Risiken sollten dem schönen Odenwald und seiner Bevölkerung unbedingt erspart bleiben. Daher mein Aufruf an Alle, die es gut mit der Natur meinen, die Petition „Stoppt die Waldzerstörung! Stoppt das Artensterben vor der Haustüre! Rettet den Odenwald!“ zu unterschreiben.
https://www.change.org/p/stoppt-die-naturzerst%C3%B6rung-stoppt-das-artensterben-vor-der-haust%C3%BCre-rettet-den-odenwald?redirect=false
Grade eben erhielt ich diesen Beitrag zu den Auswirkungen der Windkraftnutzung auf unser Klima:
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/700177/alarmierende-studien-windraeder-koennten-klimawandel-verstaerken-und-duerren-ausloesen
Danke Herr Dr Dengler.
genau die hier aufgezeigte Problematik der Verwirbelung und damit verbundenen Klima Veränderungen meinte ich. Das wollen die Lobbyisten der Grünen und der Windkraft Industrie natürlich nicht hören.
Es ist zu erwarten, dass die Schätzung der Volllaststunden in Zweifel gezogen wird. Gerne hätte ich die Leistungszahlen der Windkraftanlagen aus der näheren Umgebung als Richtwert hinzugezogen. Aber diese Zahlen werden nicht veröffentlicht.
Dass das kein Versehen, sondern systematisch ist, geht aus diesem Artikel der Neuen Züricher Zeitung vom November 2022 hervor, auf den mich heute ein Bekannter aufmerksam machte. Deren Journalisten hatten das gleiche Problem – sie haben sich dann die Mühe gemacht, aus stundengenauen Winddaten an allen Standorten von deutschen Windkraftanlagen deren Auslastung zu rekonstruieren, mit bemerkenswerten Ergebnissen:
https://www.nzz.ch/visuals/windkraft-in-deutschland-grosse-versprechen-kleine-ertraege-ld.1710681