Das älteste Klimamanifest der Welt

Zu allen Zeiten haben Klimaereignisse die Menschheit bewegt und geprägt. Das alte Testament gibt uns vielfältige, zum Teil dramatische Zeugnisse aller Arten von extremem Klimageschehen wie langjährigen Dürren, Hitze- und Kälteperioden, Feuerstürmen und Überschwemmungen. Jeder ausgebildete Theologe kennt zu fast jedem heutigen klimatischen Horrorbericht einen entsprechenden im Alten Testament (häufig waren die damaligen Ereignisse extremer, z.B. 7-jährige Dürreperioden). Die Menschen hatten zwar auch immer wieder — wie wir — die Frage gestellt, inwiefern sie selbst für das Geschehen verantwortlich waren, aber haben die Konsequenzen als zum Dasein gehörendes Leiden akzeptiert. Entscheidend ist die Frage eines grundsätzlichen Vertrauens in die Struktur der Wirklichkeit. Das ist keine wissenschaftliche Frage mehr, trotzdem kommt niemand an dieser Frage vorbei. Wer dieses Vertrauen nicht hat, wird unweigerlich wegen jeder Abweichung vom „Normalen“ in Panik geraten und deswegen gerade die falschen Entscheidungen treffen.
Es ist meines Erachtens kein Zufall, dass gerade nach der schlimmsten bekannten Flut vor schätzungsweise 4000 Jahren Menschen mit solchem Grundvertrauen in die Wirklichkeit sich mit der Frage der Stabilität des Klimas beschäftigten und die 1. Welt-Klimakonferenz der Menschheit mit einem erstaunlichen Manifest beendete:

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören:
Saat und Ernte,
Frost und Hitze,
Sommer und Winter,
Tag und Nacht (Gen. 8/22)

In der Präambel finden wir die Einsicht, dass es möglicherweise mit der Erde zu Ende gehen wird, heute wissen wir, dass dies spätesten mit dem Ende der Sonnentätigkeit geschehen wird. Bis dahin allerdings sehen wir 4 Säulen eines grundsätzlich stabilen Ökosystems und Klimas:

  • Der Tag-Nacht-Rhythmus ist durch die stabile Eigenrotation der Erde gegeben,
  • Die Jahreszeiten sind eine Folge der Bahn der Erde um die Sonne bei leichter Neigung der Achse, sowie der mit den Breitengraden zunehmenden Abkühlung aufgrund des flacheren Einfallwinkels des Sonnenlichts,
  • Frost und Hitze stehen für außergewöhnliche Klimaereignisse. Offenbar waren die Menschen damals realistisch genug, nicht an eine Illusion eines gleichbleibenden Zustandes ohne größere Schwankungen zu glauben. Trockenheit und Überschwemmungen kann man im gleichen Atemzug nennen.
  • Saat und Ernte schließlich bedeutet die Stabilität eines komplexen ökologischen Systems. Dieses System ist allerdings nicht nur die unberührte Natur. Saat und Ernte sind bewusste, gewollte Eingriffe des Menschen in die Natur — dieser Eingriff ist also von vorneherein vorgesehen – der Mensch ist nicht der Schädling des Planeten. Saat und Ernte“ stehen demnach für die einzigartige Kreativität des Menschen im Umgang mit der Natur und ihren nachwachsenden „Rohstoffen“, sie stehen für die schon früh gekannte und praktizierte „Nachhaltigkeit“, die es dem Menschen erlaubt und möglich macht, die Natur im Rahmen seiner existenziellen Bedürfnisse zu nutzen. Von rücksichtsloser Ausbeutung steht nichts in der Schrift.